Stachlige Freunde und flatterhafte Schmetterlinge

Wir alle lieben eine bunte Blumenwiese und Gartensträucher, auf denen sich Schmetterlinge tummeln. Auf Wanderungen und auch im eigenen Garten bin ich immer wieder fasziniert, wenn mir diese fragilen Wesen begegnen. Aber – damit es Schmetterlinge gibt, muss zuerst die Raupe was zu fressen kriegen.

Die Brennnessel gilt als Unkraut, das sich hemmungslos ausbreitet und zu allem Übel noch sticht und piekt und das mit nachhaltiger Wirkung.

 

Doch bei vielen Raupen ist sie sehr beliebt als Futterpflanze. Das ist auch der Grund, weshalb an einigen Orten in meinem Garten Brennnesselstauden ungestört vor sich hin wachsen dürfen. Das Resultat sind diese hübschen Schmetterlinge als Gäste im Garten.

 

Das Stachlige, Nichtkonforme halt also auch sein Gutes. Und ist das, was für die Brennnessel gilt, nicht auch für Menschen gültig?


Wir alle kennen doch jemanden, eigentlich ein guter Freund, eine gute Freundin, der oder die aber auch sehr etwas nerviges an sich hat. Da ist der, der sich gerne einladen lässt, aber nie selber eine Runde spendiert, da ist die, deren Redefluss kaum zu bremsen ist und man nie zu Wort kommt. Oder die Komplizierten, die im Restaurant ewig brauchen, um etwas zu bestellen: „das Züri-Geschnetzelte, aber ohne Rahm und ohne Zwiebeln, und den Salat bitte nur mit nativem Arganöl, und zu trinken … einen Muh-err-Grüntee, lauwarm, ach, das gibt es hier nicht ... gut, dann halt Mineralwasser, aber kalt und ohne Zitrone, äh,umgekehrt natürlich ...“. Oder Menschen, mit denen Diskussionen jedesmal in Streit ausarten.

 

Bei Freunden fällt es mir manchmal nicht leicht, deren in meinen Augen anstrengende Seiten vorbehaltlos zu akzeptieren. Denn genau diese Akzeptanz macht für mich eine Freundschaft aus. Doch kann es sein, dass diese Seiten gerade das ausmachen, was uns anzieht? Die wir brauchen, um herausgefordert und nicht nur bequem mit dem konfrontiert zu werden, was mit unserem eigenen Charakter und unserer eigenen Meinung übereinstimmt?  Menschen, die – wer weiss – auch unsere nervigen Seiten einfach annehmen?

 

Es gibt Menschen, mit denen fühlt man sich so wohl, als tauche man ein in duftiges, weiches Heu, man fühlt sich umhüllt von wohlwollendem Interesse und Zuneigung; mit anderen ist es manchmal so, als wäre man in eine Brennnesselpflanzung gefallen. Erschreckend, vielleicht, aber auch erfrischend!


Monatsblatt Juni 2017 -  Brennnesseln

Nicht nur den Raupen, auch uns Menschen hat die Brennnessel etwas zu bieten:

 


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Kommentare: 2
  • #1

    Juliane (Mittwoch, 28 Juni 2017 11:50)

    Liebe Carole, deine Analogie von der Brennnessel als Pflanze und Freundschaften ist wirklich toll. Und danke auch für die Rezepte. Nun weiss ich endlich, was ich gegen einen Blitzschlag tun kann, sollte mich ein Gewitter beim Spazieren in freier Landschaft überraschen.

  • #2

    P+M (Donnerstag, 10 August 2017 21:48)

    Hoe bestaat het.Z'on mooie vlindertjes bij jou.