Geister und Guetsli

 Die Natur hat nun definitiv ihren Winterschlaf angetreten. Am liebsten würde ich es auch so halten; die Dunkelheit macht mich müde, und die Kälte lässt mich erstarren. Aber für die Vegetation ist der Winter wichtig – sie braucht diese Zeit, in der sie schlafen und dabei Kräfte für den neuen Lebenszyklus sammeln kann.

Dafür erwacht im Winter, mit den aufsteigenden Nebeln, die Geisterwelt, die sich darin bewegen kann, ohne von uns Menschen wahrgenommen zu werden. Meistens jedenfalls.

Kennt ihr das auch: manchmal meint man, in der Dunkelheit etwas zu sehen, ein Schatten, der sich bewegt, eine Gestalt am Ende des Weges und doch ist niemand da.

 

Als ich letzthin bei der Brunau eine Treppe hochstieg, es war frühmorgens und noch dunkel, stand oben an der Strasse ein grosser Hund, reglos, und mir war, als schaute er mich an.


Ich ging die Treppe hoch, langsam, und hoffte, der Hund würde seinem  Herrchen oder Frauchen folgen und mir den Weg freimachen. Doch er blieb stehen, als würde er auf mich warten, und erst, als ich schon fast zuoberst war, trottete er langsam weg. Ich erreichte die letzte Stufe, und schaute die Strasse entlang, nach links und rechts, Ausschau haltend nach dem grossen Hund. Nirgends konnte ich ein Lebewesen ausmachen, weder den Hund noch einen Menschen, dem er hätte gehören können.

 

Es war immer noch dunkel, unter den Strassenlaternen sammelte sich ein leichter Nebeldunst, der gelblich leuchtete und sich langsam bewegte im diffusen Licht der Lampen. Ich schauderte kurz – beim Weitergehen schaute ich immer wieder über die Schulter. Waren da nicht Augen, die mich beobachteten? War da nicht etwas hinter den Bäumen an der Strasse, in den Sträuchern der Vorgärten? Würde plötzlich der Hund aus dem Hinterhalt hervorspringen? War da  etwas – oder einfach Einbildung? Ein Baumstrunk nur, ein paar raschelnde Blätter?

 

 Da macht man es sich doch lieber daheim gemütlich. Und backt Guetzli mit Weihnachtsgewürzen wie Zimt, Nägeli, Vanille, Muskat und Macis, Kreuzkümmel, Piment und Pfeffer. Diese kommen von den Gewürzinseln im indischen Ozean, Indonesien, oder von der Ile de Bourbon, la Réunion.

 

Diese Gewürze, die sich heute in jedem Küchenschrank finden, wurden früher gerne genutzt, um langweilig schmeckendes oder schon leicht angegammeltes Fleisch zu überdecken und üppige Gelage leichter verdaulich zu machen. Und sie waren beliebt, um beim Bankett vor illustren Gästen anzugeben – denn bis ins letzte Jahrhundert waren sie immens teuer, also nur für Reiche erschwinglich und für alle anderen entweder gar nicht oder nur zu bestimmten Gelegenheiten, als etwas ganz besonderes für Festtage.

Es ist wohl kein Zufall, dass gerade dann, wenn es in unseren Breitengraden am dunkelsten ist, Kekse mit diesen Gewürzen gebacken werden, denn sie wirken stimmungsaufhellend, sind gut für die Nerven (um den Weihnachtsstress oder Geistermanifestationen gelassen zu überstehen) und helfen, üppige Weihnachtsessen gut zu verdauen.

 

Für Wintermuffel und Guetzlifans wie mich trifft sich das gut: nie mehr ein schlechtes Gewissen beim Verputzen von Pfeffernüssen, Zimsternen und Anischräbeli.


 So wirken Gewürze

  • Anis: antibakteriell, krampflösend, bei Husten
  • Ingwer: regt den Kreislauf an, hilft bei Verdauungsbeschwerden, gegen Übelkeit, bei Husten und Grippe. In Asien wird er gekaut, um böse Geister fernzuhalten ...
  • Kardamom: wirkt stimulierend und fördert die Verdauung
  • Muskat und Macis: stimungsaufhellende Wirkung, kann aber bei Überdosierung Kopfschmerzen und Übelkeit verursachen
  • Nelken: antiseptisch und entzündungshemmend, beruhigt den Verdaungsapparat, erwärmend und deshalb wohltuend bei Erkältungen (z.B. als Tee: Nägeli in Wasser aufkochen)
  • Pfeffer: appetitanregend, gegen Übelkeit
  • Sternanis: gut gegen Husten
  • Vanille: anregend, fiebersenkend, aphrodisierend
  • Zimt: belebend, blutstillend, hilft bei Magenbeschwerden
Vanillepflanze
Vanillepflanze


Monatsblatt Dezember 2017 - Kekse für good Vibrations

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Kommentare: 1
  • #1

    Dagmar (Freitag, 19 Januar 2018 17:38)

    Liebe Carole
    Dein Beitrag mit dem Hund erinnert mich an eine Geschichte über einen schwarzen Hund mit feurigen Augen "so gross wie Wagenräder", die mein Vater erzählte als mein Schwester und ich noch klein waren. Im Auto, wenn wir in der Dunkelheit über Land fuhren, sagte er immer, wir sollten nach dem schwarzen Hund mit den feurigen Augen Ausschau halten. Du kannst dir vorstellen, dass wir während der Fahrt dann mucksmäuschenstill waren...
    Nun ja, jedenfalls sind die Guetzli jetzt alle verputzt und zeigen ihre stimulierende Wirkung nur noch auf der Waage und so gaaaanz langsam werden die Tage auch wieder heller! Ich freue mich schon sehr auf den Frühling...
    Liebe Grüsse,
    Dagmar