Erfolgreich durchs Leben schleimen – von Schnecken lernen

Gut, das hat jetzt so konkret nichts mit Heilpflanzen zu tun und ihr fragt euch sicher: Was kann man schon von Schnecken lernen, für Gärtner sowieso die Verkörperung einer neuen biblischen Plage? Ja, die Schnecke eignet sich in vieler Hinsicht als billige Metapher für den klischeehaften schleimenden Bürokollegen, die langsame Bedienung oder den sturen Chef. Aber für solche plumpen Vergleiche will ich die Schnecken nicht in die Pfanne hauen. Sie sind verfemt, verhasst und werden bekämpftZeit also für eine Eloge.

 

Caroles Herblogarium: Von Schnecken lernen
Diese besonders grosse Weinbergschnecke raspelt zutraulich an meiner Hand.

 

In meinem Garten leben unzählige Hüüslischnecken: Kleine junge und dicke grosse Weinbergschnecken, mit grauen, weissen und braunen Häuschen. Dazu die kleineren Bänderschnecken mit farbigem oder geringeltem Haus. Was mich fasziniert, ist diese grosse – und schöne – Vielfalt.

 

Und dann sind da ihre Eigenschaften: Sie sind langsam und kommen doch immer an ihr Ziel, in ihrem eigenen Tempo. Sie sind klein und fragil und doch stark: Weder Schneckenkorn noch Bierfallen, Scheren, kochendes Wasser können ihrer Spezies etwas anhaben. Sie sind friedlich und leise und setzen sich trotzdem durch. Und wohin sie ihr Weg auch führt, sie kennen nur wenige Grenzen. In Rückenlage, steile Wände hinauf und hinunter, und selbst über dünnste Äste wagen sie sich. Sie sind überall: in Büschen, Hecken, auf Feldern, Bäumen und Wiesen, in wilder Natur und gepflegten Gärten.

 

Wenn sie da so zielstrebig vor sich hin schleichen, kann man ja fast nicht anders, als sie zu bewundern. Sie lassen sich durch nichts entmutigen, sondern kriechen auf ihr Ziel zu, egal wo es ist, egal wie lange es dauert. Nichts schreckt sie ab – wenn das nicht Vorbildqualitäten sind!

 

Natürlich, als Gärtnerin ärgere auch ich mich, besonders über die Nacktschnecken, wenn sie – wie gerade beim aktuellen sintflutartigen Wetter – in Massen über frische Pflänzchen herfallen und diese mit Stumpf und Stiel vertilgen. Aber vernichten mag ich die Schnecken auch nicht (ihr wisst ja, Karma und so), also hab ich mich mit ihnen abgefunden.

 

Vermutlich nennt man das Resignation: Ich ziehe in meinen Garten fast nur noch Pflanzen, die von Schnecken nicht gemocht werden. (Die meisten Heilpflanzen gehören übrigens in diese Kategorie – und damit hätte ich auch noch die Kurve zum eigentlichen Blog-Thema gekriegt). Was die Schnecken nicht daran hindert, auch an diesen hie und da rumzunagen. Ich sehs als kleinen Tribut an die Natur.

 

Trotzdem hier zwei fast immer wirkungsvolle Massnahmen, wie man Schnecken fernhalten kann. Ganz im Sinne eines respektvollen Zusammenlebens …

  • Kaffeesatz um gefährdete Pflanzen streuen, den mögen Schnecken nicht und er überdeckt den Geruch der Pflanzen, die sie als Futter auserwählt haben.
  • Und diesen Tipp habe ich gerade neu ausprobiert: Wolle. Und zwar geschorene Wolle, unbehandelt, quasi direkt vom Schaf. Diese zerzupfen und um die Pflanzen legen. Schnecken haben Mühe, diese Barriere zu überwinden. Die Wolle dient zudem als Dünger, sie löst sich mit der Zeit auf. Einziger Knackpunkt: An die Wolle zu kommen. Am besten bei einem Bauern mit Schafen anfragen, ob man Scherabfälle haben kann.

Caroles Herblogarium Schneckenfreunde
Schneckenfreunde

Weinbergschnecken-Facts

 

Schnecken atmen nicht durch den Mund, sondern mit einem Atemloch auf der rechten Seite. Ausserdem sind sie taub und sehen tun sie nur schwarzweiss. Das machen sie allerdings wett mit ihrem ausgeprägten Geruchs- und Tastsinn. Der funktioniert vor allem über die Schneckenfühler und ihre Haut, damit findet sie ihre Nahrung. Ihre Raspelzunge (Radula) hat ungefähr 20‘000 Zähnchen, damit rupft sie Pflanzenstückchen ab. Man kann sogar das Fressgeräusch hören, wenn man nahe rangeht. Das Schneckentempo einer Weinbergschnecke beträgt etwa 7 Zentimeter in der Minute (4,2 m/h).


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Kommentare: 4
  • #1

    Apollonia (Montag, 11 Juli 2016 13:25)

    pass bloss auf, dass sie dich nicht auffrisst!

  • #2

    Juliane (Mittwoch, 13 Juli 2016 11:12)

    Ja, ich habe auch meine liebe Freude an den Nachtschnecken. Tigerschnecken sollen essen angeblich die Eier der Nachtschnecken oder kleinere Exemplare derjenigen selbst.

  • #3

    Natascha (Montag, 19 September 2016 21:26)

    Hab ich herzlich rausgelacht bei diesem Blogtitel. Finde ich spannend, dass Du Heilpflanzen hegst und pflegst!

  • #4

    Mitsue Gagne (Sonntag, 05 Februar 2017 02:19)


    Wonderful blog! I found it while surfing around on Yahoo News. Do you have any suggestions on how to get listed in Yahoo News? I've been trying for a while but I never seem to get there! Many thanks