Die Reise des Rosmarin – wie die Küchenkräuter zu uns kamen

Viele bekannte Küchenkräuter wie Rosmarin, Oregano, Salbei und Basilikum stammen aus dem Mittelmeerraum und haben über die Klostergärten den Weg in unsere Gärten und Balkontöpfe gefunden. Besonders die Benediktinermönche brachten feine Kräuter von Italien über die Alpen zu uns.

Nicht nur geistige Nahrung

 

So könnte es gewesen sein: Tagelang waren sie nun schon unterwegs. Zuerst durch eine flache Ebene, noch warm und heimisch. Dann erschienen plötzlich die Berge, soweit der Blick reichte. Es wurde kälter, im Gebirge steiler, anstrengend durch das Geröll und über Weidepfade. Die Füsse in den weichen Lederschuhen schmerzten, die Sohle war schon fast durchgelaufen, am Sack über seiner Schulter trug der junge Mönch schwer.

 

Abends eine einfache Unterkunft in einem Hospiz von Mitbrüdern, vielleicht auf dem grossen St. Bernhard. Er fror, seine Füsse waren wund, er war erschöpft. Ein Kloster errichten im barbarischen Norden auf der anderen Seite der Alpen, wo offenbar noch viele Heiden lebten, und ihnen das Evangelium zu verkünden, das war das Ziel dieser Reise. Wenn er die Strapazen voraus gesehen hätte, dann hätte der junge Mönch vielleicht am Sinn dieser Mission gezweifelt. Aber das wäre eine Sünde gewesen. Auf seinem harten Strohlager fasste er hinüber zu seinem Sack und nahm das Rosmarinsträuchli heraus, das er aus der Heimat mitgenommen hatte.

 

Er fuhr mit seinen Fingern durch die Nadeln, roch daran. Der würzige Rosmaringeruch rief in ihm Bilder von zuhause hervor. Er wollte nicht weinen und schickte stattdessen ein Gebet an die Muttergottes.

 

Das Leben war für die ersten Mönche nicht einfach. Angefeindet von den Ureinwohnern (sprich unseren Vorfahren), die sich nicht so einfach zum Christentum bekehren lassen wollten, waren da noch das ungemütliche Klima und harte Arbeit. Neben einer Bibel, damals noch handgeschrieben und einem Fussknöchelchen des heiligen Vinzenz (beliebig ersetzbar durch einen anderen Körperteil und einen anderen Heiligen), das ihnen als Reliquie für den neuen Klosterbau dienen sollte, nahmen die Mönche auch Pflanzen als Nahrung und zum Heilen mit.

 

Schlemmen - auch in der Fremde

 

Doch auch die Römer brachten vor 2000 Jahren während ihrer Eroberungsfeldzüge Pflanzen mit in den Norden. Vielleicht waren es der römischer Statthalter von Vindonissa (Windisch) oder der Feldherr Munatius Plancus in Augusta Raurica (Kaiseraugst), die nicht auf ihre verfeinerte Lebensart und Ernährung verzichten mochten?

 

Vielleicht war es auch so: Der Rosmarinstrauch, der den Weg mit der gesamten Habe von Rom in die gallische Provinz gefunden hatte, musste vom Garnisonskoch wie sein Augapfel gehütet werden. Schliesslich macht Rosmarin üppige Gelage leichter verdaulich, und bringt den Geschmack von Heimat in die Fremde.

 

Und während die wilden Kelten in der Umgebung ausgelassen ihr Mittwinterfest feierten, stapfte der römische Koch grummelnd in den Schnee hinaus, um den wertvollen kleinen Strauch mit Tannenreisig abzudecken. Die ersten Exemplare mussten umhätschelt werden, vor allem die Winter waren ihnen noch zu hart.

 

Mittlerweile haben sich die Mittelmeerkräuter durch Züchtung und Angewöhnung ganz gut an unser Klima angepasst. Rosmarin, Salbei, Thymian, Oregano, Lavendel sind mehr oder weniger winterhart, nur der Basilikum, der mag Kälte gar nicht und muss deshalb jedes Jahr neu angepflanzt werden.

 

Natürlich gibt es auch heimische Kräuter, die hier schon seit Ewigkeiten gedeihen und genutzt werden. Bei diesen ist Winterhärte kein Problem. Mehr dazu in einem der nächsten Beiträge.



Monatsblatt August 2017 - Rosmarin

Nicht nur römische Köche, auch wir können den Rosmarin geniessen!

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Kommentare: 1
  • #1

    am (Donnerstag, 17 August 2017 23:06)

    Heel mooi verhaal en 'n lief prentje.Je kunt zo alles ruiken!